Veronika Schubert

*1981 in Vorarlberg, lebt und arbeitet in Wien
*1981 in Vorarlberg, lives and works in Vienna

2012: Erst einmal zurück ins Funkhaus, ORF-Funkhaus, Dornbirn / AT
(solo exhibtion)
DAS, was nicht gesagt wird, ratskeller - Galerie für zeitgenössische Kunst,
Berlin / DE
2011: Metadomestic, Oberösterreichische Landesgalerie, Linz / AT
Frame by Frame, Österreichisches Kulturforum Bratislava, Bratislava / SK
2010: Videorama, touring exhibition of the Kunsthalle Wien: Warschau/PL,
Hong Kong/CN, Salzburg/AT

 

V heute
2012, 5 screens (loops), found footage (with permission of the ORF Vorarlberg)

 

Veronika Schubert sammelt Sprache.
Für eine Ausstellung im Funkhaus Dornbirn hat sie sich der ORF-Sendung
„Vorarlberg heute“ angenommen und diese einer strukturellen Analyse unter-
zogen. Sie untersucht die Sprache der Medien und die Funktionsweise von
Kommunikation. Speziell jene Sätze, die nicht den eigentlichen Inhalt trans-
portieren - die Überleitungen, Phrasen und Floskeln unseres täglichen Sprach-
gebrauches - werden in den Fokus gerückt. Ihre Erzählungen entstehen durch
das Collagieren von Fragmenten bereits bestehender Ezählungen und legen
Muster und Klischees auf teils humorvolle Art offen. (Carina Jielg)

 

Veronika Schubert collects language.
For an exhibition in the Funkhaus Dornbirn she structurally analyzed one of the
ORF's programs (Austria's state-run media conglomerate), “Vorarlberg heute”.
She examines language in the media and the way communication works.
Specifically those phrases that do not actually convey content – bridging gaps,
empty phrases we use every day – are the focal point of her work. Her nar-
rations are created through a collage of fragments of pre-existing narrations
and expose patterns and clichés in a partly humorous manner. (Carina Jielg)

 

Tintenkiller, 2009
Found-Footage-Animation, 4:30 min, 16:9

 

2010 feiert die Fernsehserie Tatort ihren 40. Geburtstag: Keine andere Pro-
duktion hat ein Genre so geprägt und ist über einen so langen Zeitraum In-
begriff deutscher Populärkultur gewesen. Veronika Schuberts Found-Footage-
Animation Tintenkiller schöpft aus diesem reichen Reservoir. Die Künstlerin
interessiert sich allerdings nicht speziell für das Genre oder das Medium, son-
dern mehr dafür, was das Genre und das Medium zur zeitgenössischen Bild-
und Sprachkultur beitragen.
Tintenkiller ist eine Montage von visuellen und sprachlichen Floskeln und
Phrasen, die ganz beiläufig daherkommen. Dabei werden einerseits das Genre
konstituierende Gesten aufgesucht: der Fund einer Leiche, das Telefon-
gespräch, der leugnende Verdächtige, die geständige Mörderin, die Beteuerung,
es sei alles reine Routine, die Beteuerung, es sei keine Absicht gewesen etc.;
andererseits ermöglicht die Komposition der Bild- und Sprachfetzen auch unge-
wöhnliche, überraschende, ja humorvolle Einsichten und Pointen: Hatte die Tote
ihre Tage? – Das wird Frau Dr. Eckermann sicher sehr interessieren! Ein bis-
schen Koks ist nicht die Welt ... – Nein danke, ich bin im Dienst. Tintenkiller
abstrahiert die Collage aus den Ritualen und den Banalitäten, die jeden Fern-sehkrimi als solchen determinieren und erstellt quasi wortwörtlich eine Art
Blueprint des Genres: anstatt von Blut fließt Tinte durch die Bilder. In
langwieriger Detailarbeit hat Schubert 3000 Einzelbilder mit Tinte und Löschstift
bearbeitet. Diese Technik beruht auf der Abfolge von Sättigung und Leere, von
sichtbarer und unsichtbar gemachter blauer Farbe, die dann als Weiß erscheint.
Spannung und Intensität werden so unmittelbar sichtbar in dunkelblauen
Kältebildern, die irgendwann einmal das Blut ihrer Zuseher zu Eis erstarren
ließen. (Sylvia Szely)